strandmünzen

Der Strand war voll mit Menschen, die die Sonne am Tag der Arbeit einsogen, den freien Tag in ihrer begrenzten Freiheit genossen. Sie hatte ihn gerade mitsamt der zwei Töchter aus dem flachen Wasser kommandiert. Was konnte nicht alles passieren, wenn er einen Moment unachtsam wäre, dachte sie. Wie sollten die Mädels jemals schwimmen lernen, wenn man sie es nicht versuchen ließ, dachte er. Sie liefen auf den Eisstand zu, als die Größere rief: „Sofia ist weg.“ Sie passte eigentlich gut auf ihre kleine Schwester auf, hatte oft genug die ganze Schwere der Verantwortung einer großen Schwester erklärt bekommen. Er schaute zu seiner Frau, deren angeschwollene Halsschlagader nichts Gutes verhieß. Dann hörte er ein glucksendes Lachen. Seine jüngste Tochter lief mit ihrem Badeanzüglein auf ihren dünnen, staksigen Beinen auf ihn zu und ihre leicht windschiefen Schneidezähne glänzten im Licht. Wo das Klimpern herkam, das jeden Schritt begleitete, wurde ihm klar, als sie näherkam. Sie hielt ihren Bauch, der deutlich größer war als sonst, mit beiden Händen fest. Er würde herausfinden müssen, ob sie die Münzen am Strand oder bei einem Strandbesucher gefunden hatte.

Arnim Emrich, Frühjahr 2019

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